Mimi
"Bin kein sittsam Bürgerkätzchen, Nicht
im frommen Stübchen spinn ich, Auf dem Dach, in freier Luft, Eine
freie Katze bin ich.
Wenn ich sommernächtlich schwärme, Auf
dem Dache, in der Kühle, Schnurrt und knurrt in mir Musik, Und ich
singe, was ich fühle."
Also spricht sie. Aus dem Busen Wilde
Brautgesänge quellen, Und der Wohllaut lockt herbei Alle
Katerjunggesellen.
Alle Katerjunggesellen, Schnurrend,
knurrend, alle kommen, Mit Mimi zu musizierern,
Liebelechzend,lustentglommen... |
Brauchen keine Instrumente, Sie sind selber Bratsch und
Flöte; Eine Pauke ist ihr Bauch, Ihre Nasen sind Trompeten.
Sie erheben ihre Stimmen Zum Konzert gemeinsam jetzo;
Das sind Fugen, wie von Bach Oder Guido von Arezzo.

Heinrich Heine (1797 -
1856) |
Das
sind tolle Symphonien, Wie Capricen von Beethoven Oder Berlioz,
der wird Schnurrend, knurrend übertroffen.
Wunderbare Macht
der Töne! Zauberklänge sondergleichen! Sie erschüttern selbst den
Himmel, Und die Sterne dort erbleichen...
Nur das Lästermaul,
die alte Primadonna Philomele, Rümpft die Nase, schnupft und
schmäht Mimis Singen - kalte Seele!
Doch gleichviel! das
musizieret, Trotz dem Neide der Signora, Bis am Horizont erscheint
Rosig lächelnd Fee
Aurora.
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